Der Ort, auf den sich die Ausschreibung Nr. 6 bezog,
liegt am Rand im Norden, mittig des familienfreundlichen Neubaugebietes
Neuallermöhe West am Walther-Rudolphi-Weg. Der stark frequentierte
S-Bahnhof wurde 1999 für 34 Mill. DM gebaut und in Betrieb genommen. Der
Bahnsteig ist über zwei Treppenanlagen, eine Fahrtreppe und einen
Aufzug besonders behindertenfreundlich zu erreichen. Ein gläsernes Dach
schützt die Fahrgäste zusammen mit zusätzlichen Unterständen und
Schutzwänden vor Wind und Regen. Zugleich dient der Bahnhof der Buslinie
als Haltestelle. Vor dem Bahnhof befindet sich im Osten ein aufwendig
gestalteter Fahrradstellplatz und im Westen ein provisorischer PKW
Stellplatz. Auf dem Bahnhof verkehren die Linie S2 und S21 sowie
Fernzüge ohne Halt. In näherer Umgebung befindet sich das
Einkaufszentrum Fleetplatz, Wohngebäude und im Norden größere
Grünflächen.
Es bestand die Aufgabe, einen Entwurf für ein
zeitgemäßes, realisierbares Kunstwerk für die S-Bahnanlage Allermöhe zu
entwickeln. Thema der Ausschreibung war „Mobilität“. Die Gestaltung
sollte dabei nicht nur die räumliche Situation vor Ort, sondern auch die
Einbindung der Bewohner des Ortes und die Nutzer des S-Bahnhofes mit
einbeziehen. Es wurde gebeten auf Materialien wie Licht, Wasser und
Graffitti zu verzichten. Das Material und der Standort waren auf dem
genannten Gebiet ansonsten frei wählbar.
6a: „Allermöher Wand„
Am 14.9.2007, nach fast einjähriger Entwicklung und Ausführung, wurde die „Allermöher Wand“ von dem Grafik Designer Andreas Schön und dem Künstler Matthias Berthold aus Hamburg eröffnet.
In
einer Gemeinschafts-Aktion mit den Anwohnern und Institutionen des
Stadtteils verwandelten sie die beschädigte Fassade am Eingang des
S-Bahnhof Allermöhe in ein öffentliches Bilderalbum.
Eine Rasterstruktur aus blauen Glasplatten, die zum
Großteil zerstört war, wurde durch individuell gestaltete Motiv-Kacheln
ersetzt. Persönliche Fotos, Zeichnungen und Texte der Anwohner von
Neuallermöhe West dokumentieren die kollektive In-Besitznahme eines
anonymen Architektur-Fragments.
Mehr über die Künstler unter www.matthiasberthold.de und www.schoen-designkonzept.de.
6b: „Figuren„
Frank Voigts Figuren
verkörpern den wartenden Reisenden. Es ist eine typische alltägliche
Bahnhofsszenerie auf den Bahnhöfen, die er darstellt: Eine Frau mit
Reisegepäck steht auf dem Bahnsteig in Richtung Hamburg, ein Mann mit
Zeitung steht wartend am gegenüberliegenden Bahnsteig. Sie stehen mit
dem Rücken zueinander an einer Säule.
In seinem künstlerischen
Konzept geht es dem Künstler um mehr, als nur um diese alltägliche
Szenerie. Er setzt die Architektur, das direkte Umfeld und die
inhaltliche Vorgabe „Mobilität“ in Bezug zu den Figuren. Das eine ist
auf das andere bezogen und bildet eine Einheit.
Die Figuren, die er für den Bahnsteig entworfen hat, sind auf menschliche Maße vergrößerte Spielzeugfiguren, die normalerweise Modelleisenbahnanlagen zuzuordnen sind.
Der Künstler „stellt sich vor, wie die täglichen
Besucher und Fahrgäste des Bahnsteigs im Laufe der Zeit die Figuren als
Platz- und Erkennungszeichen der S-Bahnstation Allermöhe miteinander
verbinden. Stamm-Fahrgäste der S-Bahn werden die Figuren bald als
alltägliche Begleiter ansehen und vielleicht erhalten sie später auch
durch eine Namensgebung eine eigene Identität.“
Und eine Namensgebung ist inzwischen erfolgt: Olga und Martin heißen die beiden Wartenden.
Frank Voigt wurde 1946 in Dresden geboren. 1969 bis
1974 studierte er an der Hochchule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
1992 erhielt er ein Stipendium von der Stiftung Kulturfonds Berlin. Er
nahm an zalhreichen Einzel- und Gruppenausstellungen und Kunstprojekten
teil. Einige Arbeiten von ihm stehen bereits im öffentlichen Raum.
Mehr über Frank Voigt unter www.fhvoigt.de
6c: „Kaleidoskop„
Der Künstler Ole Henrik Hagen hat auf dem Bahnsteig Allermöhe zwei Wartehäuschen in „begehbare Kaleidoskope“
verwandelt. Er tauschte vorhandene Glasflächen der Häuschen durch zum
Teil farbig bedruckte Scheiben aus. Während die Farbgebung des Bahnhofs
auf triste Grau- und Blautöne basiert, setzt der Künstler einen farbigen
Kontrast mit seinen bunt bedruckten Scheiben.
Wie bei einem Kaleidoskop, welches wir aus unserer Kindheit her kennen, wechselt die Farbgebung durch Bewegung. Bei den „Kaleidoskopen“
auf dem Bahnsteig gilt das gleiche Prinzipt. Eine Bewegung verändert
das Bild durch die Bewegung des Betrachters, durch das Ein- und
Ausfahren der Züge, durch die verschiedenen Tageszeiten und durch den
wechselnden Lichteinfall. Dadurch ergeben sich ständig andere und neue
Farbkonstellationen. Das Farb-Licht-Spiel entsteht durch die Bewegung
des Betrachters und setzt sich durch ihren Perspektivwechsel immer neu
zusammen, so der Künstler selbst.
Ole Henrik Hagen ist 1955 in
Oslo geboren. 1979 bis 1983 studierte er an der Hochschule der Künste in
Berlin. Seitdem hat er an zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen
im In- und Ausland teilgenommen. Zudem erhielt er Stipendien und seine
Arbeiten finden sich in verschiedenen Sammlungen wieder.
Mehr über Ole Hanrik Hagen unter www.olehhagen.de